Analyse: Warum Facebook WhatsApp gekauft hat

Daniel Kuhn 20. February 2014 3 Kommentar(e)

Inzwischen dürfte es wirklich jeder mitbekommen haben, dass Facebook den Messenger WhatsApp für gewaltige 19 Milliarden US-Dollar übernimmt. Nur die Frage nach dem Warum bleibt vielerorts noch ungeklärt. Wir tragen ein paar Gründe zusammen.

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Warum gibt Facebook unfassbare 19 Milliarden US-Dollar für die Messenger-App WhatsApp aus? Das werden sich gestern Abend und heute Früh viele beim Lesen der Nachricht gefragt haben. Und auch, ob die Kaufsumme nicht doch etwas zu hoch ist – für den Fotofilter-Dienst Instagram wurde einst gerade einmal eine Milliarde US-Dollar ausgegeben.

Die Summe verliert bei genauerem Hinsehen schnell an Schrecken. ‘Nur’ 4 Milliarden zahlt Facebook quasi in bar an die WhatsApp-Gründer, weitere 12 Milliarden erhalten die Messenger-Entwickler in Facebook-Aktien, und weitere 3 Milliarden in Aktien werden nach erfolgreichem Abschluss des Deals ausgezahlt. Das macht insgesamt gerade einmal 7,9 Prozent der derzeitigen Facebook-Aktien aus und auch wenn der Wert seit Börsengang auf insgesamt 173 Milliarden gestiegen ist, kann sich dies relativ schnell wieder ändern – allein nach der Bekanntgabe des Deals ist der Aktienwert bereits um 5 Prozent gesunken.

Auch wenn die 19 Milliarden also für Facebook quasi nur Spielgeld sind, gibt man eine derartige Summe nicht ohne guten Grund aus. Einer der Hauptgründe für den Deal dürfte das nach wie vor anhaltende, massive Wachstum von WhatsApp. Seit der Gründung 2009 ist die monatliche Nutzerzahl auf 450 Millionen gewachsen, von denen 70 Prozent den Messenger sogar täglich verwenden. Auch wenn der Austausch von Nachrichten ein wichtiger Faktor für Facebook ist, hat das Unternehmen den Schritt auf die Mobile-Geräte doch etwas verschlafen und kann mit der eigenen Messenger-App da nicht mithalten. Zudem häufen sich in letzter Zeit die Meldungen, dass das Wachstum von Facebook etwas abflacht – zwar können vor allem bei älteren Nutzern noch Zuwächse verbucht werden, vor allem jüngere Nutzer scheuen das soziale Netzwerk aber immer mehr und nutzen Messenger-Apps wie eben WhatsApp oder Snapchat. Mit der Übernahme investiert Facebook nun also in die eigene Zukunft.

WhatsApp könnte auf lange Sicht zudem zu einer neuen Einnahmequelle für Marc Zuckerberg werden. Während Facebook selber sich hauptsächlich durch Werbung finanziert, soll WhatsApp auch künftig ohne derartige Einblendungen auskommen. Am Konzept, jährlich einen geringen Betrag für die Nutzung zu fordern, soll sich vorerst nichts ändern. Zunächst will man sich zwar weiter auf das Wachstum und nicht auf die Monetarisierung des Messengers konzentrieren, aber in Zukunft dürfte dies bei steigenden Nutzerzahlen ein ebenfalls steigender Faktor werden. Die Tatsache, dass WhatsApp ohne einen Cent für Marketing auszugeben zu dem beliebtesten Messenger aufgestiegen ist und zudem nur 32 Entwickler für die 450 Millionen Nutzer zuständig sind, lässt dank geringer Ausgaben auf eine hohe Gewinnspanne hoffen. Zudem muss abgewartet werden, welche Langzeitstrategie für WhatsApp geplant ist – also ob und wenn ja, wie Zuckerberg die App in das eigene Facebook-Ökosystem integriert.

Noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern – der erfolgreiche Abschluss hängt von der Entscheidung der Wettbewerbshüter ab. Es wird aber trotzdem jetzt schon spannend, wie die Konkurrenz auf die geplante Übernahme reagiert – Google soll Gerüchten zufolge bereits die Bemühungen verstärkt haben, Snapchat zu übernehmen.

(via Horizont)

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