Generationswechsel – Diese Technik steckt in den Smartphones von 2016

Martin Reitbauer 15. November 2015 0 Kommentar(e)

Bessere Sensoren, schärfere Bildschirme, mehr Akku-Power und bequemere Ladestecker – im kommenden Jahr werden Dinge zum Standard, die noch vor kurzem teuren Premium-Geräten vorbehalten waren.

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1) 3D Touch

Grund zum Jubel für passionierte PC-Nutzer: Die praktische rechte Maustaste kommt aufs Handy. Wie das? Eine neue Bildschirmtechnologie ermöglicht es dem Gerät, abzulesen, wie stark der Nutzer mit dem Finger bei der Eingabe auf das Glas drückt. Ein fester Druck wird anders interpretiert als ein gewöhnlicher – und diese Information kann die Software nutzen, um beispielsweise Kontextmenüs anzuzeigen, wie es eben die rechte Maustaste am PC tut. Möglich wird all das durch optische Sensoren, die unter dem Bildschirm verbaut sind. Diese beobachten den Abstand der Display-Einheit zum Gehäuse und melden, wenn dieser sich (durch den festeren Druck des Fingers) minimal ändert.

Derzeit sind im deutschsprachigen Raum nur zwei Geräte mit dieser Technologie verfügbar: Das neue iPhone 6S und das 6S Plus. Apple nennt die Sache „3D Touch“ und verfeinert damit das Bedienkonzept von iOS 9: Ein starker Tipp auf ein App-Symbol gibt nun Zugriff auf häufig gebrauchte Funktionen (z.B. der Selfie-Modus in der Kamera-App oder „Heimweg“ in der Karten-App). Neben Apple hat auch Huawei die Technologie im Programm – in einer Spezialversion des Huawei Mate S. Weitere Hersteller werden wohl folgen.

Der Bildschirm (z.B. des iPhone 6S ) erkennt, wie stark Sie auf das Display drücken und löst entsprechend verschiedene Aktionen aus.

Der Bildschirm (z.B. des iPhone 6S ) erkennt, wie stark Sie auf das Display drücken und löst entsprechend verschiedene Aktionen aus.

3D Touch beim iPhone: Ein fester Druck auf eine einzelne E-Mail  in der Liste öffnet eine Kurz-Vorschau. Wenn Sie loslassen, landen Sie wieder in der Liste.

3D Touch beim iPhone: Ein fester Druck auf eine einzelne E-Mail in der Liste öffnet eine Kurz-Vorschau. Wenn Sie loslassen, landen Sie wieder in der Liste.

3D Touch hat großes Potenzial – ob es sich durchsetzen wird, hängt davon ab, ob App-Entwickler die Funktion auch sinnvoll nutzen.

 

2) Fingerabdrucksensor

PIN-Codes und Sperrmuster werden von vielen Smartphone-Nutzern als notwendiges Ãœbel angesehen – geht es doch um die Sicherheit und von am mobilen Gerät gespeicherten Daten wie E-Mails und Fotos. Seit einiger Zeit gibt es aber eine bequeme und sichere Alternative: den Fingerabdrucksensor. Und der wird im kommenden Jahr auf weit mehr Geräten zu finden sein als bisher. Während der Sensor beim iPhone schon seit dem Modell 5S von Ende 2013 zur Ausstattung gehört, ist er in der Android-Welt auf die Premium-Produkte einiger weniger Hersteller (Samsung, Huawei, Oppo) beschränkt. Mit dem neuen Android 6.0 „Marshmallow“ hat Google aber eine einheitliche Schnittstelle für Fingerabdrucksensoren in das Betriebssystem eingebaut, die es auch für kleinere Hersteller einfacher machen sollte, die Technologie zu nutzen. Für 2016 ist daher mit einer Reihe von entsprech­enden Produkten zu rechnen.

In Zukunft wird man unter Android per Fingerabdruck nicht nur den Bildschirm entsperren können, sondern auch Zahlungen autorisieren (Android Pay, PayPal..) oder etwa einen Passwort-Safe mit Zugangsdaten für Web-Dienste mit einem Fingerdruck öffnen können, ohne bei der Datensicherheit Abstriche machen zu müssen.

Das neue Google-Flaggschiff Nexus 5X hat den Fingerabdrucksensor auf der Rückseite, wo man ihn mit dem Zeigefinger der haltenden Hand erreicht.

Das neue Google-Flaggschiff Nexus 5X hat den Fingerabdrucksensor auf der Rückseite, wo man ihn mit dem Zeigefinger der haltenden Hand erreicht.

Fingerabdrucksensoren werden schon bald zum Standard gehören – und die lästige Eingabe von Passwörtern immer weiter ersetzen.

 

3) 4K-Displays

Höher, weiter, schärfer – die Pixeljagd bei den Smartphone-Displays ging dieses Jahr in die nächste Runde, als Sony zur IFA mit dem 4K-Bildschirm des Xperia Z5 Premium die Latte ein ordentliches Stück höher legte. Ãœber 8 Millionen Bildpunkte sitzen auf dem 5,5 Zoll großen Display des Geräts. Das ergibt eine Punktdichte von 806 ppi (Pixel pro Zoll in der Breite/Höhe). Zum Vergleich: Das aktuelle Samsung-Topmodell Galaxy S6 weist „nur“ 577 ppi auf, das LG G4 538 ppi und das neue iPhone 6S gar „nur“ 326 ppi. Nicht jeder Hersteller hält es also für nötig, sich an dem dem Pixelrennen zu beteiligen.

Tatsächlich wird es schon ab 400 ppi schwer, die einzelnen Punkte mit freiem Auge zu erkennen und auch Displays mit 300 ppi können durchaus scharf wirken. Außerdem hat die hohe Punktdichte auch Nachteile: Die vielen Pixel brauchen mehr Strom, weil die Grafikeinheit des Systemchips durch das komplexere Bild härter schuften muss. Alles nur ein Marketing-Gag also? Im Alltagsgebrauch wirkt es so. Aber wer sein Handy in eine VR-Brille mit Lupenlinsen (à la Google Cardboard) einspannt, um in virtuelle Welten abzutauchen, profitiert von hohen Pixeldichten durchaus.

Punktdichte

Auf einem 28-Zoll Computermonitor führt die 4K-Auflösung nur zu einer Punktdichte von ca. 160 ppi (Punkte pro Zoll). Packt man dieselbe Menge an Pixeln auf ein 5,5-Zoll Smartphone, sind es über 800 ppi.

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Sony Xperia Z5 Premium Das weltweit erste Smartphone mit 4K-Display - ob es einen allgemeinen Trend zu noch höheren Auflösungen einläutet, wird sich 2016 herausstellen.

Sony Xperia Z5 Premium
Das weltweit erste Smartphone mit 4K-Display – ob es einen allgemeinen Trend zu noch höheren Auflösungen einläutet, wird sich 2016 herausstellen.

Pixeldichten jenseits der 500 ppi dienen eher dem Hersteller-Prestige als dem Nutzer. Bei 4K-Auflösung wird daher vorerst Schluss sein.

 

4) USB TYP-C

Ein einziger Ladestecker für sämtliche Mobilgeräte und alles Zubehör ist wieder einmal in Griffweite. War der bei Android und Windows Phone gebräuchliche Micro-USB-Standard noch an der trotzigen Weigerung von Apple gescheitert, sieht es für das neue USB Typ-C nun besser aus: Obwohl sich Apple beim neuen iPhone noch ziert, verbaut es den neuen Stecker schon in seinem neuen MacBook. Es ist also wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch Apple ganz auf den neuen Standard einschwenkt.

Die wichtigste Neuerung von Typ-C gegenüber Micro-USB ist die Verdrehsicherheit: Der Stecker ist symmetrisch, es macht keinen Unterschied, wie man ihn in die Buchse steckt. Zweitens steigt die Daten-­übertragungsrate mit dem neuen Standard auf bis zu 10 GBit/s. Und drittens ist zu erwarten, dass Stecker nach USB Typ-C weniger schnell kaputt gehen als Micro-USB-Stecker – die oftmals an Wackelkontakten leiden und getauscht werden müssen.

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Es führt kein Weg daran vorbei: USB Typ-C ist der neue, universale Stecker. Hoffentlich kommt auch Apple bald mit an Bord.

 

5) MEGA-AKKUS

Im vergangenen Jahr waren zwei widersprüchliche Trends zu beobachten, was die Form und das Gewicht von Smartphones anlangt: Während sich ein Teil der Geräte auf ein Schlankheitsideal zubewegt und immer flacher und leichter wird, kam auch eine Vielzahl von großen Geräten auf den Markt, die mit großen Akkus punkten –  deshalb aber größer und schwerer sind. Einem Teil der Nutzer ist es wichtiger, dass das Gerät fallweise zwei oder drei Tage ohne Nachladen durchhält, als dass es hübsch in die Sakkotasche passt.

Wie wir in unserer Kaufberatung zu den neuen „Akku -Monstern“ (siehe Seite 46) erwähnen, sind die Akkus der entsprechenden Geräte zum Teil so groß, dass sie sich sogar als „Power Banks“ – also als mobile Ladestationen für andere Handys – nutzen lassen. Die Jumbo-Akkus sind aber wohl nur eine Brückentechnologie, bevor der Nachfolger des Lithium-Ionen-Akkus (welche Technologie es auch sein mag) dessen Erbe antritt.

Wer bereit ist, für längere Laufzeiten mehr Gewicht in Kauf zu nehmen, bekommt 2016 eine größere Auswahl an Geräten mit Jumbo-Akku.

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