Kommentar: Was Facebook Home für Android und uns Nutzer bedeutet

Redaktion 7. April 2013 6 Kommentar(e)

Als Mark Zuckerberg letzten Donnerstag wieder einmal zu einem Facebook-Event lud, spitzten nicht nur Datenschützer und Social-Media-Freaks die Ohren, sondern auch Mobil-Enthusiasten. Denn in Kalifornien wurde die Nutzeroberfläche „Facebook Home“ vorgestellt. Doch was bringen die Neuerungen für uns Anwender und wie wird das Smartphone der (Social-Media-)Zukunft aussehen? Eine kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der „Facebookisierung“.

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Mit Facebook Home will Mark Zuckerberg Android-Smartphones in Facebook-Phones umwandeln. (Foto: facebook)

Wie immer trat der Gründer des sozialen Netzwerkes Mark Zuckerberg gut gelaunt vor die Pressevertreter. „Heute reden wir endlich über das Facebook Phone“, so begann er seine Ausführungen. Der Hauptbestandteil der Präsentation lag auf dem neuen App-Launcher „Facebook Home“ – einer Oberfläche, die direkt über dem Android-Betriebssystem liegt und die eigenen Freunde in den Mittelpunkt rücken soll. Demnach werden Applikationen wie Instagram, Evernote oder Spotify mit Personen verknüpft, nicht umgekehrt. Ein separates Öffnen wird also überflüssig. Jegliche Benachrichtigungen poppen in der eben genutzten App in Form von „Chatheads“ (blasenförmige Avatarbilder) auf. Wichtige können dabei beantwortet, unliebsame aus dem Sichtfeld gewischt werden.

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Chatheads sollen Nachrichten bei allen mobilen Tätigkeiten in den Vordergrund stellen. (Foto: facebook)

So weit so gut. Ein interessanter Ansatz, der tatsächlich das mobile, soziale Leben bereichern könnte. Könnte. Was allerdings nicht zur Sprache kam: Facebook erhält dadurch eine erweiterte Kontrollfähigkeit über das Telefon. Die App läuft nicht mehr neben anderen Programmen, sondern darüber. Was zunächst schön anzuschauen ist – im Newsfeed wechseln die Fotouploads der digitalen Freunde – hat also einen faden, datenschutzrechtlichen Beigeschmack: Interaktionen können stets protokollarisch vom Unternehmen aufgenommen und an zahlende Kunden weiter gegeben werden. Ob Aufenthaltsorte, Einkaufsgepflogenheiten oder ganz simpel Konversationen mit den Freunden – alles könnte von der Datenkrake Facebook überwacht werden. Inwieweit in Zukunft auf den Nutzer zugeschnittene Werbung möglicherweise sogar bildschirmfüllend angezeigt wird, blieb im Dunklen. Klar ist: Neben Geburtstagen werden auch App-Ads wie beispielsweise von „Candy Crush“ als Popup erscheinen. Ob man das mag oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Ich jedenfalls finde diese Benachrichtigungen selbst auf dem Desktop nervig.

Auch Google dürfte mit Facebook Home so seine Probleme haben. Schließlich tritt das eigene Betriebssystem Android zunehmend in den Hintergrund. Es dürfte nicht im Interesse des Suchgiganten sein, dass Apps und Co durch das Unternehmen sozusagen gefiltert werden. Denn mit der Kontrolle verliert Google auch den Überblick über mögliche Viren oder Trojaner, die sich in der Software einnisten könnten. Und Facebook rühmte sich in der Vergangenheit nicht unbedingt damit, das sicherste soziale Netzwerk zu sein. Hinzu kommt, dass Google seine eigene Plattform Google+ weiter auf dem Markt etablieren möchte – da kommt das Konkurrenzprodukt nicht sehr gelegen. Noch immer ist Googles Social-Network nur wenig unter Privatpersonen verbreitet. Vor allem Firmen und Unternehmer tummeln sich und tauschen Daten aus. Das soll sich ändern, auch wenn ein Vorbeikommen an Zuckerbergs Crew wohl unmöglich ist.

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Durch Home wird das soziale Netzwerk stärker in das Betriebssystem eingebunden – zum Leidwesen der Anwender? (Foto: facebook)

Fazit

„People first“ – so lautet das Motto. Doch eigentlich steht Facebook selbst an erster Stelle. Mit dem neuen Konzept polarisiert das Unternehmen stärker, als es ohnehin schon tat. Denn: Vor allem unter jungen Menschen ist das soziale Netzwerk längst nicht mehr das Must-Have, das beweisen aktuelle Statistiken. Ob das neue Konzept diesen Trend stoppt oder gar noch verstärkt, wird sich ab dem 12. April zeigen. Denn ab diesem Tag soll Home unter anderem für HTC One, One X+, Samsung Galaxy S3 oder Note 2 zur Verfügung stehen.

Ach ja: Natürlich stellte Facebook zusammen mit dem taiwanesischen Smartphone-Konzern HTC ein nennen wir es „nettes“ Smartphone vor, das HTC First. Es wird das erste Handy sein, auf dem Home standardmäßig als primäre Oberfläche installiert ist. Ob sich das mittelklassige 450-€-Gerät, von dem wir hier schon berichtet haben, durchsetzen wird, steht allerdings ebenso in den Sternen.

Was sagt ihr zur Entwicklung des Smartphones zum Socialphone à la Facebook? Werdet ihr den App-Launcher nutzen oder setzt ihr weiterhin auf den Standard-Homescreen mit Widgets und Co?

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