Play Store-Gutscheinkarten: Was Google von Apple lernen kann

Redaktion 14. April 2013 20 Kommentar(e)

Es ist ein ebenso leidiges wie bekanntes Thema, dass in unseren Breiten Inhalte aus dem Play Store nur per Kreditkarte bezahlt werden können. Innerhalb der letzten Monate hatte sich die Situation für einige Nutzer gebessert, als Mobilfunkanbieter wie O2 oder T-Mobile das Bezahlen von Apps, Musik und Filmen im Play Store per Handyrechnung ermöglichten. Der Großteil der Nutzer muss aber entweder eine Kreditkarte nutzen oder auf kostenpflichtige Inhalte komplett verzichten. Gutscheinkarten, die im stationären Handel gekauft werden können, sind außerhalb der USA (und seit neuestem auch Großbritannien) nicht verfügbar.

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Es ist knapp viereinhalb Jahre her (22.10.2008), als der Android Market (Umbenennung in Play Store März 2012) offiziell gestartet ist. Seitdem ist Anzahl der verfügbaren Apps von anfänglich 167 auf schätzungsweise 845.000 Apps (Dezember 2012) angewachsen. Speziell in Deutschland bzw. Europa ist die Kreditkarte die einzige Möglichkeit kostenpflichtige Inhalte wie Apps, Spiele und Musik im Google Store zu bezahlen. Noch nicht so lange möglich ist das Bezahlen über die Handyrechnung. T-Mobile und O2 bieten diesen Service an. Alle anderen Schauen in die Röhre.

Einen anderen Weg hatte Apple eingeschlagen. Das Unternehmen aus Cupertino hat bereits sehr früh damit angefangen, die so genannten iTunes-Karten im stationären Einzelhandel zu etablieren. In Folge dessen gibt es in Technikgeschäften, Supermärkten, Kiosken und Drogeriemärkten (in Deutschland üblicher Weise im Kassenbereich) iTunes-Karten zu kaufen. Dadurch können Jugendliche auf einfache Art und Weise ihr iTunes-Guthaben aufstocken und für digitale Inhalte ausgeben. So macht es Apple auch denen einfach, die ansonsten wenig mit Computern am Hut haben. Die Großeltern können so ihren Enkelkindern einfach eine solche Karte kaufen und schenken.

Play Store Karten nur für die USA und Großbritannien

Die USA und Großbritannien haben in vielen Dingen eine enge Bindung. Nicht nur in politisch-militärischen Angelegenheiten sind beide Staaten miteinander verbunden, auch im Google-Universum ist das so. Gutscheinkarten für den Play Store sind sowohl in den USA, als auch in Großbritannien verfügbar. Nutzer können wie auch bei den iTunes-Karten von Apple in vielen Geschäften in den USA und Großbritannien die Play Store Karten kaufen und später den unter einem Rubbelfeld befindlichen Code ihrem Account zuweisen, ihr virtuelles Guthaben aufstocken.

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In den USA sind Google Play-Gutscheinkarten in so gut wie jedem Supermarkt erhältlich. Foto: androidmag.de

Nach über vier Jahren Android Market / Play Store hat Google es allerdings leider bis heute immer noch nicht geschafft, dieses bei Apple seit langem bewährte Prinzip ebenfalls in den wichtigen Märkten wie Europa einzuführen. Damit entgehen Google Provisionen (in der Regel erhält Google 30 Prozent am Verkaufspreis einer App). Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass zwar die Downloadzahlen im Allgemeinen im Play Store am höchsten sind, Apple mit seinem App Store trotzdem mehr Umsatz verbuchen kann. Die fehlende Aufladefunktion des Guthabens in Form von Gutscheinkarten, ist nicht der einzige Grund, warum die Verkäufe nicht so hoch sind wie bei Apple, aber ein maßgeblicher Faktor.

Google hatte auch Vorsorge getroffen den Handel mit den in den USA und Großbritannien verfügbaren Karten zu unterbinden. Es ist nicht möglich bei einem USA- oder Großbritannien-Besuch eine solche Play Store Karte zu kaufen und später in der Heimat dem eigenen Google-Konto gutschreiben zu lassen. Die Funktion ist Kontoabhängig. Wer kein amerikanisches bzw. britisches Google Konto aufweist, kann den gekauften Betrag auch nicht gutschreiben lassen.

Die Deutschen und die Angst vor Kreditkartenzahlungen im Netz

In Amerika ist es ganz normal auch für Kleinstbeträge am Kiosk mit der Kreditkarte zu bezahlen. Hier gibt es einen kulturellen Unterschied zu den meisten europäischen Staaten. In Deutschland ist es allgemein nicht üblich kleinere Beträge mit einer Kreditkarte zu bezahlen, oder damit online einzukaufen. Google hat diesen Faktor offenbar mit dem Start des Play Stores in Deutschland und weiteren europäischen Staaten unterschätzt bzw. gänzlich ignoriert. Wer nicht mit einer regulären Kreditkarte bezahlen möchte, kann immer noch auf Prepaidkarten zurückgreifen. Diese werden entweder von der Bank ausgegeben, oder können an Tankstellen oder in Supermärkten erworben werden. So eine Prepaidkreditkarte kostet ca. 10 Euro und kann mit einem beliebigen Betrag aufgeladen werden. Pro Jahr fällt eine Nutzungsgebühr von etwa weiteren 10 Euro an. Hierbei scheint aber auch schon ein Knackpunkt zu sein. Denn wer nur ab und an mal eine kostenpflichtige App oder 1 – 2 Lieder im Jahr kaufen möchte, zahlt für die Kreditkarte einen relativ hohen Preis.

Bei Verlust oder Diebstahl ist man mit einer Prepaidkarte hingegen recht gut abgesichert. Mehr als der eingezahlte Betrag kann nicht abgebucht werden. Für Nutzer, die sich ausschließlich für den Einkauf im Play Store eine solche Prepaidkarte angeschafft haben, wird für gewöhnlich nicht besonders viel an Guthaben drauf sein, was die Verluste in Grenzen hält. Anders sieht es bei einer regulären Kreditkarte der Hausbank aus. Wenn diese abhandenkommt, oder die Daten beispielsweise durch Pishing in Kriminelle Hände geraten, kann es schnell teuer werden. Wer hier nicht unverzüglich die Karte sperren lässt, kann schnell ein großes finanzielles Problem bekommen.

Hinweis: Welche Prepaid-Kreditkarten es gibt und wo ihr diese bestellen könnt, haben wir hier und hier für euch zusammengefasst.

Fazit

Die bereits erwähnte Insellösung, Inhalte aus dem Play Store mit der Handyrechnung abbuchen zu lassen ist ebenfalls keine praktikable Lösung und ist auch nicht von allen nutzbar. Schnell kann hier der Überblick verloren gehen. Daher sollte Google schnellstens seine Gutscheinkarten nicht nur in Großbritannien vertreiben, sondern auch in einem so großen Markt wie Europa ihn darstellt. Ein weiterer Punkt, den Google unbedingt im Auge behalten muss ist die Konkurrenz. Wenn Kunden eingeschränkte Möglichkeiten haben digitale Inhalte zu kaufen, werden sie sich früher oder später an andere Anbieter wenden, bei denen der Einkauf deutlich angenehmer und bequemer (Auswahl der Zahlungsmöglichkeiten) ist. Amazon ist im Verkauf von mp3-Dateien deutlich besser aufgestellt als Google, die seit ca. einem Jahr den Dienst Play Music in Deutschland anbieten. Amazon macht es seinen Kunden sehr einfach auch über den normalen Bankeinzug Waren zu kaufen, was auch für Musik gilt. Wenn Google weiterhin hauptsächlich auf Kreditkartenzahlung im Play Store setzt und speziell in europäischen Staaten keine alternativen Zahlungsmöglichkeiten wie eben Gutscheinkarten anbietet, ist die Gefahr der Abwanderung von Kunden zu anderen Anbietern der gleichen Leistung deutlich größer. Die Ausweitung der Gutscheinkarten für den Play Store kann auch positive Effekte für Entwickler mit sich bringen. Wenn digitales Guthaben schnell und einfach aufgestockt werden kann, so fällt es den Nutzern deutlich einfacher für eine App zu bezahlen.

Wie sieht es bei euch aus? Besitzt ihr eine Kreditkarte und benutzt diese im Play Store oder verzichtet ihr auf kostenpflichtige Inhalte?

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