Navigations-Apps – Topliste

Lukas Wenzel 21. June 2015 4 Kommentar(e)

App ein, Hirn aus.  Moderne Navigationssysteme warnen vor der Kurve, baldiger Tempo­drosselung und Blitzanlagen. Überschätzen sollte man ihn zwar nicht, aber der Steuerberater im Hosentaschenformat kann sehr viel.

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Der Weg ist das Ziel. Das stimmt bei ­Navigationssystemen – und zu solchen zählen auch Apps, die die Hardware ihres Smartphones nutzen – viel mehr als man das gemeinhin vermuten könnte. Points-of-­Interest, also wichtige Wegpunkte, sind nicht nur die Tankstelle, die sicherstellt, dass man auch mittels genügend Kraftstoff ankommt, wo man hinmöchte, sondern auch Orte der Einkehr bei langen Fahrten, wie z.B. ein Gasthaus, ein Museum oder eine Burg­ruine, die allesamt unweit von der Autobahn ­liegen, aber die man nie wahrgenommen hätte – ohne den spontanen Hinweis des klugen ­Telefons.

Daneben ist auch entscheidend, wie man ans Ziel kommen möchte: Mit Strafzettel, ohne Abflug in der Kurve und vor allem ohne allzu viel Gefummel am Gerät. Hier gibt es große Unterschiede in den Ausstattungen der Programme, aber vor allem auch in der Bedienung und Darstellung.

Wir haben fünf Apps vorwiegend offline getestet – das ist der Regelfall bei Urlaubsfahrten ins Ausland oder auch bei längeren Trips innerhalb der heimatlichen Landesgrenzen, denn es spart neben Datenvolumen auch wertvolle Akkuladung – und wurden nicht nur von verschiedenen Stimmen, sondern auch von verschiedenen Wegen zu ein und demselben Ziel (wohlgemerkt vom gleichen Ausgangspunkt) und ganz verschiedenen Preisen überrascht. Werden auch unsere Bewertungen so unterschiedlich sein? Navigation starten…

 

 

 

 

sygic

Wühlt man sich durch das Menü, um zu schauen, welche Einstellungsmöglichkeiten sich dem interessierten Nutzer bieten, gehen einem fast die Augen über: Zu allem Üblichen finden sich da Point-of-Interest-Listen nach Entfernung oder Kategorien sortiert, detaillierte Reise-Statistiken (von Höhenmeter bis Zeit pro Kilometer), eine automatische Notruf-Funktion, die Koordinaten an Rettungskräfte übermittelt, Navigation zu Orten, an denen Bilder gemacht wurden (sofern Daten vorhanden sind), gegen Aufpreis die Nutzung des Smartphones als Dashcam (also als ständig aufzeichnende Unfallkamera) und sogar als HeadUp-Display (kostet wie die Dashcam 9,99 Euro extra). Dazu müsste man das Gerät dann so unter der Frontscheibe platzieren, dass das Display als Projektor fungiert. Ausprobiert haben wir das allerdings nicht. Soweit die beeindruckenden Daten auf dem Papier.

Im Praxistest stolpert man aber zuerst einmal über den Navigationsstart. Ist das Ziel eingegeben, sollte es nach dem Antippen eines Pfeilsymbols losgehen. Tut es aber nicht. Wir haben ein wenig gebraucht, um zu verstehen, wie man die Routenführung aktiviert. Dann wurden wir aber sogar vor scharfen Kurven gewarnt, leider nicht vor allem Tempolimits, die uns Schilder anzeigten. Auf der Autobahn wies ein Signal auf einen Blitzer hin, der stand aber auf der Seite des Gegenverkehrs. Vom Spurwechselassistenten haben wir uns auch mehr erhofft. Trost hätte man vielleicht in den Stimmen von Snoop Dogg oder Monty Burns gefunden. Die waren aber aufpreispflichtig.

Diese App bietet viel Ausstattung, für die man aber teilweise extra bezahlen muss. Die Bedienung könnte besser sein.

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NaviGon Europe

Navigon, das zu Garmin gehört, hat eine lange Geschichte und dementsprechend viel Erfahrung mit Navigationssystemen. Die Daten für die Anleitung beim Weg durch den Straßendschungel bezieht das Unternehmen von Navteq (siehe HERE).

Von den Umständen aber zur Praxis: Ein bisschen schwierig gestaltet sich die Installation der App, vor allem wenn man sie ohne Mobilfunkvertrag verwenden möchte. Hat man diese Hürde genommen, fallen einem zwei Dinge auf: Die App bietet viel, ihr Design scheint aber einer vergangenen App-Ära zu entstammen. Die Einstellungsleiste am unteren Rand und das Logo am oberen sind extrem schlecht auflösend, aber auch die Kartendarstellung selbst scheint nicht für die Pixeldichte moderner Geräte konzipiert zu sein.

Auf der Haben-Seite stehen dafür viele mehr oder weniger unterhaltsame Akzent-­Stimmen von Ruhrpott-Kalle bis Sachsen-Mandy, eine Mitfahrfunktionalität, die auf verschiedene Portale zugreift (z.B. Flinc), ein justierbarer Tempo­-Warner (es wird in der Strenge zwischen außerorts und inner­orts ­unterschieden), eine Notruffunktion und die Konnektivität mit einem externen HeadUp-Display-­Projektor über Bluetooth. Hervorzuheben ist auch das Navigon-­Cockpit, ein Anzeige-Modus, der mit Flugzeuginstrumenten wie einem künstlichen Horizont, Steigungsmesser etc. aufwartet. Das ist eine nette Dreingabe, ob man das aber im Alltag benutzt? Sinnvoller ist da die anonymisierte Weitergabe von aktuellen Verkehrsdaten an Garmin. Natürlich nur auf Wunsch.

Diese App funktioniert gut und bietet viel. Auf Design- und Bedienungs-Seite lässt sie aber trotz Preis hohem Wünsche offen.

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here

Die Navigation mit HERE ist so einfach wie günstig. Die App gibt es kostenlos, die dazugehörigen Karten – für augenblicklich 196 Länder der Erde – ebenfalls. Die ­Bedienung ist dennoch höchst komfortabel und klar, eben zeitgemäß.

Hinter dem Namen steht der ehemalige Mobiltelefon-Riese Nokia, der das Kartenmaterial seiner Tochter Navteq anbietet. Die App selbst ist nicht viel mehr als ein pures Navigationstool, aber gerade das ist es, was man schätzen lernt. Es gibt keine überfrachteten Menüs, in denen man vor lauter Zubehör und Einstellmöglichkeiten nichts mehr findet. Lediglich die nicht prominent installierte POI-Funktion haben wir länger gesucht. Als Autofahrer schätzt man sowieso eher klare Ansagen und Anzeigen bei Abfahrten oder Tempokontrollen. Verfügbar sind drei Kartentypen (Straße, Satellitenbild und öffentliche Verkehrsmittel), der Geschwindigkeitswarner ist adaptiv – mit zwei Toleranzen bis und ab 80 km/h. Als Stimme (gerade im Stadtverkehr, kann man nicht ständig auf das Display schauen) steht zunächst nur eine englische zur Verfügung, andere Sprachen (aktuell 46) kann man sich aber separat (und gratis) herunterladen.

Hauptargument von HERE ist die moderne Oberfläche. Alles Wichtige (Ankunftszeit, Ist- und Darf-Geschwindigkeit, Weginformationen) ist im Blick und kann einfach erweitert werden, wenn z.B. die Navigation im Querformat erfolgt, die Zieleingabe kann sogar per Touch erfolgen. Das ist sehr komfortabel und schnell.

Wer eine moderne Navigations-App sucht, die auch ­offline ­hervorragend funktioniert, ist mit HERE ganz sicher am ­besten beraten. Die App bietet das Nötige und funktioniert ­hervorragend.

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Google Maps

Als Google im Juni 2010 die Ausweitung seines nur kurz davor in den USA vorgestellten Navigationsdienstes auf Deutschland, Österreich, die Schweiz und weitere westeuropäische Staaten verlautbarte, schlug die Nachricht wie eine Bombe ein. Die Aussicht auf eine Alternative zu den (damals) teuren Navi-Apps der etablierten Hersteller war attraktiv, Aktien der betreffenden Konkurrenten rasselten kurzzeitig in den Keller. „Fun on the Autobahn“ titelte Google in seinem Blog-Post damals, und den kann man mit Google Maps auch haben – vorausgesetzt, man verfügt über eine Internetverbindung. Offline-fähig ist die Navi-App des Suchmaschinenriesen nur in sehr beschränktem Umfang: Nach der Berechnung der Route (die ausschließlich über die Cloud läuft) navigiert Google Maps zwar auch ohne aufrechte Netzverbindung weiter – im Test klappte das sogar für mehrere Stunden. Wird die Navigation allerdings unterbrochen, kann die Routenführung ohne Internet nicht neu gestartet werden. Es hilft auch nicht, wenn der betreffende Kartenbereich als Offlinekarte gespeichert ist: Diese Maps-Funktion stellt nur statische Karten offline zur Verfügung. Vom Makel der Online-Pflicht abgesehen, ist Google Maps aber vor allem für den städtischen Verkehr eine sehr taugliche Navigationslösung. Die Zielsuche ist dank der riesigen POI-Datenbank und Suchalgorithmen unschlagbar einfach, der Nutzer kann für den Schnellzugriff Heim- und Arbeitsadresse festlegen und kürzlich hat Google auch einen Spurführungsassistenten eingebaut, der das richtige Einordnen vereinfacht.

Für die meisten Zwecke reicht Google Maps beim ­Navigieren aus, die Zielsuche ist unschlagbar gut. Vielfahrer werden ­allerdings Geschwindigkeitswarnung und Offline-Fähigkeit ­vermissen.

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TomTom GPS Navigation

Ein weiterer großer Player im Navigationsgeschäft, der auch eine App-Version seines Dienstes anbietet, ist das niederländische Unternehmen TomTom. Seine Anwendung besticht auf Anhieb: Die Zieleingabe geht denkbar einfach vonstatten, erfolgt nicht nur nach dem Schema Land, PLZ, Straße, Hausnummer, sondern so, wie man es von Google gewohnt ist (also irgendein Adressteil) oder gleich per Tipp in die Karte. Das Design ist absolut frisch und ansprechend, aber auch praktisch: Am rechten Display-Rand verläuft eine ständiger Strahl, auf dem POIs wie z.B. Tankstellen oder auch Radarfallen dem Fahrer quasi entgegenkommen. Sie sind nach Distanz gereiht, auf einen Blick hat man so wichtige Weginformationen immer im Blick. Über den Menüpunkt „Parken“ findet man bei TomTom nicht nur Weginformationen, sondern auch wichtige Daten für den Fall, dass die Fahrt einmal endet, was sie immer auch tut. Vor allem in der Stadt sind Hinweise auf Parkmöglichkeiten sehr willkommen. Ebenfalls wichtig im urbanen Raum ist ein guter Spurwechselassistent, der den Fahrer rechtzeitig in die richtigen Bahnen lenkt. Der funktioniert bei dieser App zur vollen Zufriedenheit. Viele Stimmen stehen nicht zur Auswahl und eine Tempo-Toleranz für das Warnsystem gibt es auch nicht, das halten wir aber im stimmigen Gesamtpaket für vernachlässigbar. Interessant ist das Preissystem bei TomTom. Man zahlt für ein oder drei Jahre Unterstützung mit Echtzeit-Verkehrs- und Überwachungsdaten, das eigentliche Kartenmaterial ist frei.

Die frisch wirkende App ist ideal auf die Be­dürfnisse des Fahrers zugeschnitten. Statt Überfrachtung gibt‘s überzeugende Lösungen.

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Lukas Wenzel   Projektleiter

Lukas ist seit 2009 im CDA-Verlag tätig. Er ist als Projektleiter für die Koordination der Redaktion und der Grafikabteilung zuständig.

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